Mobile Nutzung - Anspruch und Hürde für Kinderseitenmacher
Mobile Nutzung - Anspruch und Hürde für Kinderseitenmacher
Blogbeitrag vom
„Mobil gut aufgestellt für die Zukunft – Kinderseitenlandschaft im Umbruch“ - Unter dieser Überschrift veranstaltete Seitenstark, die Arbeitsgemeinschaft vernetzter Kinderseiten, im Juni 2016 einen Fachtag. Ausgehend von aktuellen Daten und Zahlen im Nutzerverhalten von Kindern diskutierte Seitenstark an diesem Tag gemeinsam mit Expertinnen und Experten und interessiertem Fachpublikum über aktuelle und zukünftige Entwicklungen in der Kinderseitenlandschaft.
In drei Schwerpunktthemen fassen wir im Nachklang zum Fachtag die wichtigsten Erkenntnisse aus den Vorträgen, Diskussionsrunden und Fachgesprächen zusammen. Diese Zusammenfassung ist nicht nur ein Resümee, es ist auch eine Handlungsaufforderung, an den aufgeworfenen Fragen und Ideen gemeinsam weiterzudenken. Eine gute und zeitgemäße Weiterentwicklung der Kinderseitenlandschaft in einer sich schnell verändernden digitalen Gesellschaft gelingt nur, wenn sowohl staatliche wie politische Instanzen, Experten und Expertinnen aus Medienpädagogik, Kinder- und Jugendarbeit und Schulen gemeinsam mit uns Kinderseitenmachenden engagiert daran mitwirken, die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft anzunehmen und aktiv mitzugestalten.
Teil 1: MOBILe Nutzung - Anspruch und Hürde für Kinderseitenmacher/innen
„Das Netz gibt eine hohe Geschwindigkeit vor. Bei den rasanten Medienentwicklungen kommen viele Angebote nicht schnell genug hinterher. Das ist eine enorme Herausforderung, vor allem, weil die Gewohnheiten der Kinder sich rasant verändern." - Thomas Krüger, Präsident Bundeszentrale für politische Bildung, Präsident Deutsches Kinderhilfswerk
Der Trend geht zur mobilen Nutzung des Internets
In Folge des technischen Wandels verändern sich die Nutzungsgewohnheiten und das Nutzerverhalten von Kindern. Die meisten Familienhaushalte sind heute gut ausgestattet mit digitalen und mobilen Geräten. Kinder nutzen das Internet immer früher. Dabei gehen Kinder zunehmend über mobile Geräte ins Netz. Schon 2014 waren ein Drittel aller Kinder über Tablet-Computer online (Quelle: BITKOM-Studie „Jung und vernetzt“ 2014, S. 4). Auch die Ausstattung mit einem eigenen Smartphone steigt mit zunehmendem Alter kontinuierlich. (Quelle: BITKOM-Studie „Jung und vernetzt“ 2014, S. 8).
Spielen ist die liebste Beschäftigung von Kindern. Auch im Internet. Über die Hälfte (56 Prozent) der 6- bis 7-Jährigen spielt im Internet. Fast genauso viele (55 Prozent) schauen Videos und Filme. Andere Nutzungsformen spielen in dieser Altersgruppe nur eine untergeordnete Rolle (Quelle: BITKOM, S. 17).
Darüber hinaus zeigt sich, dass sich die Onlinenutzung von Kindern gerätespezifisch differenziert:
- Auf Smartphones wird gespielt, kommuniziert und Musik gehört.
- Auf Tablets wird gespielt und es werden Fotos und Videos geschaut.
- Wissenstexte werden eher auf dem Desktop angeschaut.
Eine interessensgeleitete Informationssuche findet zunehmend über die Nutzung von Bewegtbildern statt. Videoformate, beispielsweise kurze Erklärvideos sowie YouTube werden von Kindern als Informationsquellen verstärkt genutzt.Die mobile Nutzung fordert Kinderseitenmacher heraus
Für Kinderseitenbetreiber/innen stellt die Entwicklung der mobilen Mediennutzung Ansporn und Hürde zugleich dar. Einerseits ist die Verfügbarkeit von qualitativ hochwertigen und medienkompetenzfördernden Angeboten wichtiger denn je. Andererseits stellt der Trend zu mobilen Endgeräten eine ganze Reihe von Anforderungen hinsichtlich der technologischen Umsetzung von Angeboten, bezüglich der Erreichbarkeit der Zielgruppen in Familie, Schule und Freizeit und nicht zuletzt in Bezug auf die Finanzierbarkeit der anstehenden Aufgaben.
Finanzielle Sorgen bremsen Kinderseiten aus
Die deutsche Kinderseitenlandschaft ist bunt und vielfältig. Dementsprechend unterschiedlich sind die Hintergründe der Kinderseiten und damit auch die finanziellen Möglichkeiten und Voraussetzungen, um den notwendigen Schritt in die Mobilität aus eigener Kraft zu schaffen. Großen, institutionellen Betreibern von Kinderseiten gelingt die Umstellung besser als kleinen Betreibern.
Realität ist, ein Großteil der Kinderseiten ist bisher nicht mobilfähig. Viele nicht-kommerzielle Kinderseiten haben ein großes Finanzierungsproblem. Diese Seiten können einen Umbau ihres Webangebotes nicht alleine stemmen. Realität ist auch, viele Kinderseiten sind derzeit zu wenig bekannt bei Eltern, Lehrkräften und Kindern. Und: Kinderseiten konkurrieren mit einer Vielzahl an kommerziellen Angeboten und nicht zuletzt mit einer rasant anwachsenden Zahl von Kinderapps.
Exkurs: FINANZIERUNG
Mitmachangebote für Kinder müssen heute auch auf mobilen Endgeräten gut abrufbar und nutzbar sein. Dabei stoßen vor allem kleine, nicht-kommerzielle Kinderseiten auf finanzielle Probleme.
Förderungen bieten einen guten Start, sind aber zeitlich befristet. Wenn die Förderung zu Ende ist, wissen viele Kinderseiten nicht wie sie ihr Angebot dauerhaft finanzieren sollen. Manche stellen den Betrieb der Seite ein bzw. lassen sie als statisches Angebot im Netz, andere betreuen ihre Seite unbezahlt. Werbung auf Kinderseiten ist nicht für alle Seitenmacher/innen eine gangbare Option, zumal Erlöse aus Werbeschaltungen nur einen Bruchteil der Kosten abdecken können.
Auf lange Sicht ist es nicht gut, wenn Kinderseiten nur durch Projektförderungen aufrechterhalten werden. Kinderseiten sind für die Gesellschaft und die Bildung immens wichtig. Die Verantwortung für die Finanzierung von Kinderseiten darf nicht allein bei einzelnen Betreibern liegen. Vielmehr ist dies eine Querschnittsaufgabe, an deren Lösung Stakeholder aus Politik und Wirtschaft gemeinsam arbeiten müssen. Alle beteiligten Player müssen mittelfristig darauf hinarbeiten, dass eine Medienordnung entwickelt wird, in der Kinderseiten – wie es das Beispiel Bürgerrundfunk zeigt - fest eingeschrieben sind.
Modularität und Vernetzung
„Eine Kinderwebseite, die allein da steht, wird nicht gefunden. Nur vernetzte Kinderseiten sind zukunfts- und konkurrenzfähig.“ Stefan Müller, Blinde Kuh
Der technische Wandel sollte als Chance begriffen werden, Kinderseiten stärker als bisher modular und vernetzt aufzustellen. Denn: Eine vernetzte Webseite ist für Kinder besser auffindbar und bietet mehr an als nur ihre eigenen Inhalte.
Die Vorstufe zur Vernetzung ist Modularität. Modularität bedeutet, eine Website in Bausteine aufzuteilen. Durch das Programmieren von Schnittstellen werden einzelne Bausteine einer Webseite für andere Seitenbetreiber abgreifbar. Inhalte können so der eigenen Webseite über entsprechende Schnittstellen von anderen Seitenbetreibern zusammengefügt werden. Umgekehrt können Inhalte andere Kinderseiten in die eigene Webseite eingebaut werden. So ist man Teil der Kinderseitenlandschaft und Angebote unterstützen und bewerben sich gegenseitig.
Was ist zu tun?
Kinderseitenbetreiber/innen kommen nicht umhin, sich mit dem Trend zu mobilen Nutzung von Internetangeboten auseinander zu setzen. Jede Kinderseite muss sich fragen, wie will / kann / muss ich bei den technischen Entwicklungen mitgehen, um meine Seite attraktiv zu halten, um Kinder heute zu erreichen und, um zukunftsfähig zu sein. Dafür müssen Zielgruppe, Inhalte und Nutzugskontexte der eigenen Seite betrachtet werden.
Fragen, die sich Anbieter von Kinderseiten zum Thema Mobilität stellen sollten:
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Weitere Informationen zum Fachtag
Am 13. Juni 2016 fand in der Bildungswerkstatt der TH Köln der offener Seitenstark-Fachtag „Mobil gut aufgestellt für die Zukunft – Kinderseitenlandschaft im Umbruch“ statt. Präsentationen der Vorträge sowie die Handouts der Experten und Expertinnen der Thementische finden Sie unter dem Menüpunkt Downloads.
Fotos vom Fachtag haben wir in der Bildergalerie Impressionen vom Fachtag für Sie zusammengestellt.