Texten für Kinder - (k)ein Kinderspiel: Schreibprozess und Überarbeitung (mit Checklisten)
Texten für Kinder - (k)ein Kinderspiel: Schreibprozess und Überarbeitung (mit Checklisten)
Blogbeitrag vom
Der abschließende Teil 7 unserer Reihe "Texten für Kinder" befasst sich noch einmal übergreifend mit dem strukturierten Vorgehen beim Schreiben - dem Schreibprozess. Sicher hat jeder sein eigenes Vorgehen für das Schreiben von Texten - gleich ob es sich um einen Artikel für Erwachsene oder eine Geschichte für Kinder handelt. Doch gelingt es den wenigsten, gleich beim ersten Schreiben den perfekten Text zu verfassen. Kaum ein Text ist nach dem ersten Schreiben wirklich fertig. Richtig gute Texte entstehen oft nicht beim Schreiben, sondern erst beim Überarbeiten.
Schreibblockaden resultieren in der Regel aus zu viel Denken beim ersten Entwurf. Natürlich ist es erlaubt, sich beim Texten Gedanken zu machen. Doch kann es wertvoller sein, zunächst einmal alle spontanen Einfälle niederzuschreiben. Gute Ideen und Beispiele brauchen Kreativität, und die wiederum braucht ein wenig Freiheit und Spielraum. In den ersten Entwurf darf alles hinein! Schreiben Sie alles auf, was Ihnen zu dem behandelten Thema einfällt. Es ist schade um jede Idee, die nur deshalb verloren geht, weil der Anspruch an Perfektion beim ersten Schreiben zu hoch ist.
Je größer das Wissen um Stilmittel und Regeln für (Kinder-)Texte, umso höher schrauben sich die eigenen Ansprüche auch alles richtig zu machen. Sind diese zu groß geworden, ist es Schwerstarbeit sie alle gleich im ersten Entwurf zu erfüllen. Aber schreiben soll Spaß machen! Platz für Details und Perfektion für einzelne Sätze, Wörter oder Beispiele ist noch genug beim zweiten (oder dritten oder vierten) Lesen und Überarbeiten.
Die Überarbeitung
Liegt der erste Textentwurf vor Ihnen, geht es an die Kleinarbeit. Hier finden all die Hinweise Anwendung, die in unserer Blog-Reihe erläutert wurden: Prüfen Sie den Text auf Struktur und roten Faden, auf Satzbau und die Verwendung von Fremdwörtern. Strukturieren, vereinfachen und verbildlichen Sie den Text. Kürzen Sie überflüssige Wörter und Textteile. Bauen Sie Brücken zu den Interessen, Emotionen und der Lebenswelt Ihrer jungen Leser/innen.
Sich den Leser vorstellen - Laut lesen und überprüfen
Für wen schreiben Sie? Ein Bild von seinem Leser vor Augen zu haben, ist der Schlüssel zu guter Schreibe für eine bestimmte Zielgruppe - besonders bei jungen Leser/innen. Stellen Sie sich vor, Ihnen säße ein Kind oder eine Kindergruppe gegenüber. Lesen Sie Textstellen laut vor und fragen Sie sich, ob Ihre Zuhörer/innen alles verstehen könnten. Würden die Kinder dem Text die gewollte Aufmerksamkeit zuteil kommen lassen? Oder muss das Geschriebene noch verständlicher, bildhafter oder spannender formuliert werden?
Mit zeitlichem Abstand schärft sich der Blick
Vielleicht kennen Sie das: Je länger man sich mit einem Text befasst, umso schwerfälliger purzeln die Wörter und Sätze auf das Papier bzw. den Bildschirm. Lassen Sie ein wenig Zeit verstreichen bevor Sie mit der Überarbeitung loslegen. Mit zeitlichem Abstand - mindestens ein Tag, besser noch mehrere Tage oder eine Woche - gewinnen Sie eine neue Perspektive und einen frischen Blick. Darüber hinaus lohnt sich stets ein strenger Blick der Zielgruppe: Bitten Sie ein Kind um offenes Feedback.
CHECKLISTEN
Die beiden Checklisten fassen noch einmal wichtige Punkte zum "Texten für Kinder" kurz zusammen:
Checkliste für das Vorgehen beim Texten - Schritte im Schreibprozess
- Worüber möchten Sie schreiben? - Grobe Themenauswahl.
- Recherchieren und Sammeln von Material.
- Überlegen und Abschätzen: Welches Vorwissen kann bei den jungen Leser/innen zu einem Thema vorausgesetzt werden?
- Das Thema umreißen, die Kernaussage notieren, eine Gliederung aufstellen.
- Unvoreingenommen schreiben, Ideen sammeln, ggf. erste Beispiele notieren.
- Redigieren und vereinfachen, "mit Kinderaugen" lesen, laut vorlesen. Komplizierte Sätze umschreiben, Text auf Fachbegriffe und Abstraktes prüfen.
- Warum nicht auch mal jemand gegenlesen lassen - am besten ein Kind.
- Ggf. erneute Überarbeitung.
- Den Text als Online-Text strukturieren und aufbereiten.
Checkliste für Online-Texte für Kinder
- Überschrift und Vorspann: Lockt die Überschrift? Informiert der Vorspann über die Kernaussage und macht Lust aufs Weiterlesen? Erkennt der Leser, was angeboten wird?
- Länge und Komplexität der Sätze prüfen. Bandwurmsätze aufteilen und vereinfachen.
- Umständliche Formulierungen enttarnen und vereinfachen.
- Unverständliche Wörter, Fachbegriffe und Fremdwörter vermeiden, ersetzen oder erklären.
- Abstraktes veranschaulichen, z.B. Zahlen in Bilder bringen.
- Beispiele und Vergleiche aus der Lebenswelt der Kinder einbinden.
- Gibt es genug Anknüpfungspunkte an die Lebenswelt der Kinder? Ist ein Bezug da?
- Ist der Text unterhaltsam und/oder spannend und interessant? Langweiliges streichen oder ersetzen.
- Sind Redewendungen, Wortspielereien und "erwachsene" Metaphern" mit Bedacht gewählt? Wird das Vorwissen der Kinder berücksichtigt?
- Prüfung der Ansprache: Werden Kinder angesprochen? Wird ein "Du" oder "Ihr" verwendet? Ein "Man" möglichst ersetzen.
- Ist der Text für den Bildschirm "gestaltet"? - Strukturieren, Texthappen sinnvoll einteilen, Zwischenüberschriften und Absätze setzen, Illustrationen (Bilder, Fotos, Grafiken) oder Infoboxen einsetzen.
- Ist der Text ins weltweite Netz eingebunden? Verlinkungen zu weiterführenden Seiten und Infos einflechten (Stichwort "Vernetzung").