Was macht ihr denn bei Juuuport? Ein Interview

Was macht ihr denn bei Juuuport? Ein Interview

Blogbeitrag vom

Ehrenamtliche unterstützen Gleichaltrige bei Problemen im Internet – wie geht das? Und mit welchen Problemen wenden sich Jugendliche und junge Erwachsene in der aktuellen COVID19-Krise an die Berater*innen? – Wir freuen uns sehr, dass uns JUUUPORT-Scout Henriyeta (20) und JUUUPORT-Scout Stephan (19) in folgendem Interview Einblicke geben.

 

JUUUPORT-Scout Henriyeta (20), studiert Deutsch, Ethik und Politik auf Lehramt und JUUUPORT-Scout Stephan (19), macht eine Ausbildung zum Fachinformatiker. Im Folgenden stehen uns die beiden Rede und Antwort, das Interview erfolgte dabei schriftlich. Mehr zur Initiative JUUUPORT gibt es natürlich auch in deren Webauftritt.

 

Praxisblog: Ihr arbeitet ehrenamtlich bei JUUUPORT.de, einer bundesweiten Beratungsplattform, auf der Jugendliche und junge Erwachsene anderen jungen Menschen ehrenamtlich bei Problemen im Web helfen. Was macht ihr beiden denn in der Initiative?

Stephan: Als Scout berate ich junge Menschen bei Problemen im Netz: Cybermobbing, WhatsApp-Stress, Sexting und auch Datenklau sind z. B. wichtige Themen, bei denen wir helfen. Als Presse-Scout bin ich auch zusätzlich noch bei Interviews und Veranstaltungen tätig oder unterstütze bei der Erstellung von Inhalten für unsere Social-Media-Kanäle.

Beratung mit Messanger-Diensten bei juuuport.deHenriyeta: Meine Aufgaben bei JUUUPORT sind sehr divers. Als Scout kann man sich ja nicht nur in der Beratung engagieren, sondern auch viele andere Bereiche abdecken. Dazu gehören Messen oder thematische Veranstaltungen, Webinare oder eben auch solche Interviews. Da wir Scouts alle ehrenamtlich arbeiten, können wir selbst entscheiden, was wir machen und wie viel Zeit wir in die Tätigkeit investieren wollen. Ich bin aktuell etwas aktiver in der Beratung. Wenn ich neben der Uni auch mal mehr Zeit habe, fahre ich für JUUUPORT gerne auf verschiedenste Veranstaltungen. Leider ist das aktuell natürlich nicht möglich. Aber stattdessen haben unsere Teamer*innen für uns andere Angebote geschaffen und so finden regelmäßig Skype-Treffen statt, bei denen wir Scouts uns einbringen können. Um weiterhin für Jugendliche und junge Erwachsene präsent zu bleiben, versuchen wir die Zeit zu nutzen und unsere Social-Media-Kanäle zu bespielen. Daran versuche ich mich aktuell auch etwas mehr zu beteiligen. Und natürlich haben wir vor kurzem unsere neue Chat-Beratung via WhatsApp und Telegram gestartet, bei der ich mich auch einbringen möchte.

Praxisblog: Wie können Euch junge Menschen erreichen?

Stephan: Über unser Kontaktformular auf der Webseite JUUUPORT.de kann man uns rund um die Uhr anonym schreiben und erhält beim Absenden ein Kennwort. Mit diesem Kennwort kann man im Anschluss (spätestens nach 48h) die Antwort von unseren Scouts abholen. Ganz neu haben wir aber auch eine Chat-Beratung über WhatsApp und Telegram. Dabei beraten wir Montag bis Freitag zwischen 16 und 18 Uhr. Alle Infos dazu findet man auch auf unserer Webseite.

Praxisblog: Themen wie Cybermobbing, Hass im Netz oder Stress in sozialen Medien spielen bei der Online-Beratung ebenso eine Rolle wie Datenschutz und eine bewusste Mediennutzung. Erlebt ihr seit Beginn der Schulsperren und Kontakteinschränkungen Veränderungen und andere Bedürfnisse bei den Ratsuchenden?

Henriyeta: Definitiv. Die Themen, die am häufigsten angesprochen werden, richten sich oft nach dem aktuellen Tagesgeschehen. In der jetzigen Situation bekommen wir viele Fragen, die nicht direkt zu unseren üblichen Themen passen. Viele Menschen sind verunsichert und wenden sich deswegen vermehrt an uns. Manche haben Schwierigkeiten mit der Familie, was natürlich nicht ungewöhnlich ist, jetzt da alle auf engstem Raum zusammensitzen. Viele Leute fragen auch nach rechtlichem Rat. Wir bekommen auch Fragen, in denen es viel darum geht, ob man seine Freund*innen oder Verwandten besuchen darf. Aber natürlich ist ein großer Teil der Fragen immer noch themenbezogen. Immerhin treiben sich viele Leute nun vermehrt online herum und so ist es nicht weiter überraschend, dass viele sich mit Fragen zu Sexting und Cybermobbing an uns wenden.

Stephan: Oft ist Cybermobbing ja unabhängig vom Standort, jedoch ist gerade jetzt der Kontakt zu Freund*innen oder Vertrauenslehrer*innen umso schwieriger. Dadurch erhalten wir auch mehr Anfragen, in denen es deutlich wird, dass die Ratsuchenden sich allein gelassen fühlen. Auch eine übermäßige Mediennutzung spielt eine wichtige Rolle beiunseren Ratsuchenden.

Praxisblog: Warum ist das Thema für Euch wichtig, warum engagiert ihr Euch bei JUUUPORT?

Henriyeta: Ich habe mit 13 Jahren angefangen, mich ehrenamtlich im Bereich Medien und Sicherheit im Netz zu engagieren. Als ich mit 16 zu JUUUPORT kam, hatte ich also schon ein wenig Erfahrung und habe an dem Thema großes Interesse gehabt. Ich habe selbst als Jugendliche Erfahrungen mit Mobbing machen müssen und hätte mir damals gewünscht, dass es jemanden gegeben hätte, der mir mit Rat und Tat zur Seite steht. Als ich also von JUUUPORT erfahren habe, wollte ich sofort helfen. Mir war es wichtig, anderen das zu geben, woran es mir gemangelt hat. Ich glaube, dass jemand, der gemobbt wird, vor allem Unterstützung braucht. Es muss keine physische Person sein. Manchmal reicht einfach jemand, der dir den Mut gibt, dir die Hilfe zu suchen, die du brauchst und ich glaube, dass meine Erfahrungen mir geholfen haben, mich besser in die Ratsuchenden hineinzufühlen. Auch heute, vier Jahre später, liegt mir das Thema und JUUUPORT sehr am Herzen. Ich glaube viele Menschen wissen nicht, dass es im Internet mehr zu beachten gibt, als das Häkchen zum Bestätigen der AGBs. Leider ist Medienpädagogik nichts, was in der Schule gelehrt wird. Trotz allem spielt das Internet eine große Rolle im Leben von uns allen und darum sollten wir auch genauso damit umgehen.

Stephan: Ich hatte in meiner Schulzeit bereits vielen Schulkolleg*innen bei Problemen zu (Cyber)Mobbing geholfen und wollte mich auch während meiner Berufsausbildung weiter engagieren. Gerade weil wir über das Internet beraten, kann ich mir die Zeiten auch flexibel einteilen und vielen Ratsuchenden helfen. Der Austausch und die Treffen mit den anderen Scouts finde ich auch immer sehr cool und es ist auch immer ein schönes Gefühl, anderen jungen Menschen zu helfen.

Praxisblog: Wohin kann man sich wenden, wenn man Euch unterstützen möchte? Bietet Ihr Ausbildungen für Eure Berater*innen an?

Stephan: Falls man zwischen 14 und 22 Jahren alt ist, kann man sich auf unserer Website unter “JUUUPORT-Scout werden” melden und erhält dann auch einen Termin zum Schulungswochenende. An diesem Termin bekommt man die nötigen Kurse zur Beratung, zu Problemen im Netz und die ersten Beispielanfragen. Anschließend erhält man als Scout auch regelmäßig Webinare oder weitere Schulungen bei unseren Scout-Treffen.

Henriyeta: Da sich das Internet ständig wandelt und neue Trends aufkommen, ist es uns auch wichtig, auf dem neuesten Stand zu sein, sodass wir uns zwei Mal jährlich für Arbeitstreffen zusammenfinden und uns gemeinsam weiterbilden. Zwischendurch kann man dann noch freiwillig an weiteren Schulungen teilnehmen. Aktuell durchlaufen wir Scouts online die Schulung für die neue Chat-Beratung. Aber es gibt auch noch mehr Angebote wie Presseschulungen oder Social-Media-Camps. Diese Schulungen können dabei oft auch für andere Lebensbereiche hilfreich sein.

Praxisblog: Welche Angebote hat JUUUPORT noch für Jugendliche und junge Erwachsene?

Stephan: Wir bieten auch zusammen mit uns Scouts entwickelte Webinare für Schüler*innen, Vereine und alle anderen Interessent*innen an. Dabei besprechen wir neben der Aufklärung Beispiele und Lösungen und haben im Anschluss auch eine Fragerunde. Infos zur Anmeldung und zu den einzelnen Themen findet man auf unserer Webinar-Seite.

Henriyeta: Die kostenlosen Webinare sind zwischen 45 und 90 Minuten lang und können zu unterschiedlichen Themen gebucht werden. Mögliche Themen wären Cybermobbing, Fake News, Hass im Netz und viele mehr. Ansonsten haben wir auf der Webseite auch das Magazin, in dem viele spannende Artikel zu aktuellen Themen erscheinen. Und natürlich sind auch unsere Social-Media-Kanäle es wert, angesehen zu werden. Wir versuche diese auf kreativem Wege zu bespielen und dabei wichtige Fakten und Tipps zu vermitteln. Und natürlich haben wir auf unserer Webseite auch einige schlaue Links, um sich eigenständig mehr mit den Themen Cybermobbing und Co. zu beschäftigen. Wem das alles nicht reicht, kann uns gerne auf Messen und Veranstaltungen treffen oder selbst Scout werden.

Praxisblog: Danke, dass Ihr Euch für unsere Fragen Zeit genommen habt und alles Gute weiterhin für Eure wichtige Arbeit!

 

Geschrieben von Sandra Schön für medienpaedagogik-praxis.de
 

Dieser Artikel steht unter der CC BY-SA 3.0 Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 international . Die Namen der Autor_innen sollen wie folgt genannt werden: Sandra Schön für medienpaedagogik-praxis.de