Medienangebote: vernetzt und informativ
Medienangebote: vernetzt und informativ
Blogbeitrag vom
Politische Bildung und Partizipation finden nicht nur im schulischen Bereich statt, sondern auch in der Freizeit, in der Familie und an außerschulischen Treffpunkten. Junge Menschen diskutieren, probieren sich aus und engagieren sich.
Gerade in der Jugendphase gilt es zu erfahren, dass es möglich ist teilzuhaben, etwas zu verändern und ernstgenommen zu werden. Das Internet ist hier, wie in vielen anderen Themenbereichen, ein gern und viel genutztes Informations- und Austauschmedium. Vor allem Social Media und der Austausch darüber sind bei Jugendlichen ständig präsent. Youtube und Computerspiele, aber auch das Fernsehen spielen in der Mediennutzung Jugendlicher ebenfalls eine wichtige Rolle in Sachen Unterhaltung und Information. In ‚ihren‘ Medien finden Jugendliche auch Projekte und Medienangebote der politischen Bildung, die ihren Themen und Interessen der Lebenswelt entsprechen. Das Angebot geht dabei von Information über Spiele bis hin zum Austausch über Social Media.
Politische Bildung & Fernsehen
Auch wenn Jugendliche eine deutliche Affinität zum Internet aufweisen, wird in Familien auch heute noch viel ferngesehen. Jugendliche verbringen weiterhin circa zwei Stunden ihres Tages mit dem Fernseher.
Politik und Gesellschaft werden in zahlreichen Dokumentationen sowohl im Kinder- und Jugendfernsehen als auch auf allen anderen Sendern behandelt.
Einen interessanten Blick auf die Diskussionskultur innerhalb von Familien im Rahmen der Bearbeitung der Entstehungsgeschichte und bedrohlichen Tendenz zum Rechtsruck in Deutschland wirft die Dokumentation „AfD. Und jetzt?“ der ARD im Rahmen der Reihe „die Story im Ersten“.
Im Dialog zwischen Vater und Sohn, der sich durch die gesamte Sendung zieht, wird die reflektierte Haltung des Sohnes deutlich, der am Ende der Sendung betont, dass ihm nicht die AfD Angst macht, sondern der Umstand, dass sein Vater sich von AfD Angst machen lässt – eine kluge Analyse der vorhergegangenen Gespräche und ein deutlicher Hinweis darauf, wie vernünftig die junge Generation beurteilen kann, was um sie herum politisch geschieht.
Der Kinder- und Jugendsender KIKA greift im Rahmen verschiedener Sendeformate immer wieder politische und gesellschaftliche Themen auf.
Nicht zuletzt mit dem Nachrichtenformat „Logo“ trägt er zur Aufklärung des jungen Publikums bei und bereitet auch heikle und traurige Themen kinder- und jugendgerecht auf.
Politische Bildung online
Auch im Online-Bereich finden sich gute Beiträge, die sich mit Informationen und Aufrufen an Jugendliche und junge Erwachsene richten. Für einen ersten Einstieg in die politische Bildung – auch schon im Kindesalter – bietet sich das Web-Angebot HanisauLand der Bundeszentrale für politische Bildung an. Politische Zusammenhänge werden erklärt und spielerisch aufbereitet.
Die „Kinderseitenlandschaft“ von seitenstark, einer Sammlung vernetzter Kinderwebseiten, hat „Themenfische“ im Programm. Dies sind kommentierte Links zu kindgerechten Online-Auftritten, die sich unter anderem mit einer Vielzahl von gesellschaftlichen Themen befassen; zu den Stichworten „Flucht / Flüchtlinge“ gibt es etwa die Seite „Warum fliehen Menschen aus ihrer Heimat“ von kindersache.de.
Online ist besonders YouTube eine beliebte Plattform, die für neun Prozent der 12- bis 19-Jährigen als Informationsquelle sogar zu bundespolitischen Themen dient (JIM-Studie, S. 19).
Den Publikumspreis im Grimme Online Award erhielt im Juni 2016 der YouTuber DarkVictory (Marik Roeder) für sein Newsformat „Brainfed„. Dieses entsteht in Kooperation mit MESH Collective (UFA LAB).
DarkVictory hat im Jahr 2016 weit mehr als 600.000 Abonnenten; die verschiedenen Brainfed-Ausgaben mit ihrer Kombination aus Animation und gründlich recherchierten Fakten werden im Schnitt 100.000-mal angeklickt.
Unterstützt wird Brainfed von der Bundeszentrale für politische Bildung, die selbst auch einen eigenen YouTube-Kanal bespielt, unter anderem mit „Erklärfilmen“, etwa unter dem Titel „Homophobie begegnen“, „Rassismus begegnen“ oder „Europawahl 2014“. Und auch am Kanal „TenseMakesSense“ bzw. am Nachrichtenformat „TenseInforms“ ist die bpb beteiligt.
So unterhaltsam es ist, sich die Sendungen von YouTuber LeFloid anzusehen – bei ihm handelt es sich keinesfalls um einen weiteren (tatsächlichen oder vermeintlichen) Comedian, von denen es auch im Netz eine unüberschaubare Anzahl gibt. Er widmet sich mit scharfer Zunge auch Fragen des politischen Alltags, gesellschaftlichen Irrungen und Wirrungen und anderen Aspekten eines analogen und digitalen Lebens, das auch für Jugendliche manchmal nicht ganz überschaubar ist. Damit ist er der Lieblingsyoutuber von beinahe jedem zehnten Jugendlichen.
Hyperbole TV ist für die Formate „Frag ein Klischee“ und „Disslike“ bekannt. Mehr als 100.000 Abonnenten haben die diversen Sendungen abgerufen und über 36 Millionen Aufrufe generiert. Mit bewussten Übertreibungen und Überspitzungen entlarven die Macher Klischees und werfen auf diese Weise einen ganz anderen Blick auf verschiedene Facetten von Gesellschaft.
Ihr Motto ist: „Wir wollen politische Themen so interessant erzählen, dass ihr Lust habt, sie euch anzusehen. Dabei verstehen wir den Begriff Politik allerdings ziemlich breit. Wahlen gehören ebenso dazu wie News, aber auch Comedy, Musik, Kultur und alle Bereiche, in denen Menschen über ihr Leben in diesem Land sprechen.“ Ins Leben gerufen wurde Hyperbole TV aus dem „Innovations-Inkubator“ im Rahmen des groß angelegten Forschungsprojekts „Grundversorgung 2.0“ der Leuphana Universität.
Die Möglichkeit zur Nutzung soziales Medien, um um über gesellschaftliche, politische und religiöse Fragen ins Gespräch zu kommen, behandelt die Handreichung: „Was postest Du? Politische Bildung mit jungen Muslim_innen online“. In drei Dossiers zu den Themen Islam und Demokratie, Rassismus und Islamfeindlichkeit und Geschlechterrollen finden Interessierte konkrete Anregungen für die pädagogische Praxis in sozialen Netzwerken, aber auch in Klassenräumen. Die Handreichung steht als kostenfreier Download zur Verfügung. Herausgeber der Handreichung ist der Ufuq e.V.
Der Journalist und Podcaster Tilo Jung hat das Format „Jung & naiv – Politik für Desinteressierte“ erfunden, in dessen Rahmen er einen „jungen, unbedarften Reporter“ spielt, der Politikern eher ungewöhnliche und unerwartete Fragen stellt. Sein YouTube-Kanal weist fast 78.000 Abonnent(inn)en und über 14 Millionen Aufrufe seiner Sendungen auf. Auch über seine Website, über Facebook (von fast 230.000 Personen mit „Gefällt mir“ markiert) und als Podcast sind die Sendungen abzurufen.
Dokumentarfilme
„doxs! Dokumentarfilme für Kinder und Jugendliche“ bietet mit seinem Programm „doxs! kino“ ein bundesweites Dokumentarfilmfestival für Kinder und Jugendliche. Das Festival findet alljährlich im Rahmen der Duisburger Filmwoche statt. Präsentiert werden aktuelle deutsche und internationale Dokumentarfilme.
Im „Labor“ von doxs! gibt es neben diesem Festival verschiedene andere Projekte, zum Beispiel die doku.klasse. Diese begleitet die 3sat-Dokumentarfilm-Ausschreibung „Ab 18!“ und bietet Filmemacherinnen und Filmemachern innerhalb eines Stipendienprogramms die Möglichkeit, sich mit jungen Menschen über ihre Vorhaben auszutauschen und von diesen mehr über ihre Themen und Sehgewohnheiten zu erfahren.
Und der Filmpreis „GROSSE KLAPPE“ für politischen Kinder- und Jugenddokumentarfilme, der von der Bundeszentrale für politische Bildung gestiftet wird, zeichnet Beiträge aus, die unter anderem die politische Auseinandersetzung mit Dokumentarfilm fördern. Die Produktionen sollen „mit Fantasie und Intelligenz die Lebenswelt von jungen Menschen aufgreifen und adressieren“. Der Gewinnerfilm wird im Anschluss auf einer didaktischen DVD für den Einsatz an Schulen und in Bildungseinrichtungen veröffentlicht.
Journalismus für junge Leser
Vor der politischen Meinungsbildung sollte die Information liegen. Auch die Presse entwickelt auf verschiedene Altersgruppen zugeschnittene Produkte, die jugendlichen Lesern weder herablassend noch anbiedernd ein Gespür für ihre gesellschaftliche Umwelt vermitteln sollen.
fluter ist das Jugendmagazin der bpb. Es beleuchtet Hintergründe und Diskussionen, liefert Argumente, zeigt Menschen und ihre Erfahrungen. Das Heft erscheint viermal im Jahr zu jeweils einem Thema. Alle Ausgaben sind kostenlos und zudem als PDF zum Herunterladen verfügbar. Täglich Neues gibt es auf fluter.de sowie auf Facebook.
Die Süddeutsche Zeitung hat bereits 1993 mit dem Magazin „jetzt“ ein Angebot für junge Leser(innen) konzipiert. Seit vielen Jahren online und immer wieder auch als Printbeilage existiert es bis heute und wurde unter anderem mit einem Grimme Online Award ausgezeichnet.
ze.tt heißt das Angebot für junge Menschen, dass die ZEIT-Verlagsgruppe im Juli 2015 online stellte, Bento von Spiegel Online folgte im Oktober. Neben Artikeln über den Kaloriengehalt von Cocktails, über die Sperrung von Brücken wegen Pokémon-Playern oder über das Daten bei Liebeskummer findet man hier auch Beiträge zum Unterschied zwischen Terror und Amok oder eine Vorstellung der demokratischen Präsidentschaftskandidatin der Vereinigten Staaten.
jup! Berlin präsentiert Nachrichten von Jugendlichen für Jugendliche und bei der Erstellung der Website zahlreiche Jugendworkshops durchgeführt, damit Jugendliche die Möglichkeit hatten, mitzuentscheiden. Interessierte können zudem mitwirken – in der Redaktion, im Jugendbeirat, durch Empfehlungen für Events & Orte sowie in Form von Themenvorschlägen. Das Berliner Jugendportal, jup! Berlin, wird durch die Jugend- und Familienstiftung des Landes Berlin im Auftrag der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft im Rahmen des Landesprogramms jugendnetz-berlin.de umgesetzt.
Junge Presse NRW e. V. ist der Verein für junge Medienmacher und hilft jungen Menschen, selbst journalistisch tätig zu werden. Junge Journalisten können über die Junge Presse NRW einen bundesweit gültigen Presseausweis beziehen. Neben einem bundesweiten Schülerzeitungswettbewerb gehören insbesondere Seminare für junge Reporter zum Programm, wie etwa „Hauptstadtjournalismus – Zu Besuch bei phoenix“ im Oktober 2016:
Und auch bei Fragen rund um Berufswahl und Berufseinstieg informiert und hilft der Verein – etwa auf dem JugendMedienEvent, das Workshops, Berufseinblicke und Recherchebesuche bietet und das der Verein im Jahr 2016 bereits zum 18. Mal organisiert.
Die Arbeit der Jungen Presse e. V. steht somit beispielhaft für viele gelungene Beiträge dazu, dass junge Menschen ihre (Medien-)Umwelt selbst mitgestalten können. So wird aus interessierten Mediennutzer(inne)n die nächste Generation interessanter Medienproduzent(inn)en.
Dieser Beitrag wurde im September 2016 auf www.grimme-lab.de veröffentlicht.