Der Flash Player ist tot, lang lebe Flash!

Der Flash Player ist tot, lang lebe Flash!

Blogbeitrag vom

Das Ende des Flash Players kam nicht überraschend. Flash wurde schon seit Jahren von verschiedenen Seiten torpediert. Apple und Google verhinderten eine Nutzung des Flash Players in ihren Browsern auf Smartphones und Tablets und der neue Webstandard HTML5 schaffte vergleichbare Ergebnisse. Adobe selbst stellte seit 2017 schrittweise die Unterstützung des Flash Players ein.

Am 31. Dezember 2020 wurde der Player nun komplett eingestellt. Betroffen sind sämtliche Versionen und es ist nicht mehr möglich, den Flash Player bei Adobe zu laden, auch keine älteren Versionen. Ebenso wird es für ihn keine Sicherheitsupdates mehr geben und Browser werden in Zukunft das Laden des Players nicht mehr erlauben. Der Flash Player ist tot.

Zeit für eine kurze Trauerrede und einen Rückblick. Flash erblickte Ende 1997 als Nachkomme von SmartSketch und FutureWave im Hause Macromedia das Licht der Welt. Damals waren animierte Inhalte und eine schnelle Internetverbindung noch etwas Neues und die von Flash verwendete Programmiersprache ActionScript hatte viele Vorteile. So ließen sich grafische Inhalte dank Vektorgrafiken und Komprimierung sehr datensparsam abspeichern und die Animationen konnten auf unterschiedlichen Betriebssystemen und Bildschirmgrößen dargestellt werden. Im Gegensatz zu GIF bot Flash eine flüssigere Darstellung von Animationen, Ton und Interaktion und es ließen sich multimediale Inhalte integrieren. Wichtig für den Erfolg für Flash war außerdem, dass es mit der zugehörigen Software relativ einfach zu programmieren war. Und da fast jeder Browser über ein "Flash Plugin" verfügte, konnten die Beiträge jedem, der über einen Internetanschluss verfügte, direkt nach Hause gespielt werden.

Viele Kreative konnten dadurch plötzlich ohne weitere Hürden durch einen Verlag oder ein Medienhaus mit ihrem Publikum in Kontakt treten und ihre Kunst präsentieren. So entstanden in der Blütezeit des Flashs zwischen 2000 und 2005 viele tolle Spiele, Filme, Animationen und künstlerische Beiträge auf hohem Niveau. Lang lebe Flash!

Doch mit der Übernahme des Programms von Macromedia durch Adobe Inc. im Jahr 2005 begann der langsame Abstieg von Flash. Das nun in Adobe Flash umbenannte Programm wurde zwar erweitert und um immer mehr Funktionen ergänzt. Doch gerade dadurch wurde Adobe Flash für Fehler und Sicherheitsprobleme anfälliger und ständig wurden Online-Updates nötig. Alle, die Inhalte mit Flash erstellten, wurden zunehmend von der Unternehmenspolitik von Adobe abhängig. Adobe selbst wurde wiederum von der Unternehmenspolitik anderer Softwarehersteller abhängig. Das zeigte sich vor allem als Apple und Google, Flash auf iOS- und Android-Geräten nicht zuließen und auch andere Smartphones diesen nicht unterstützten. 

Spätestens mit der offiziellen Einführung des Webstandards HTML5 im Jahr 2014, der Animationen, Ton und Videos schneller und kompatibler auf Browserebene einbinden ließ und vor allem auch als offener Standard angelegt ist, hatte Flash keine große Zukunft mehr. Kreative und Webdesigner schwenkten auf HTML5 um und Flash wurde zunehmend unbeliebt und vergessen. Ende 2020 stellte Adobe dann den Support ein. Der Flash Player ist tot!

Was passiert nun aber mit den vielen kreativen Beiträgen, die mit Flash programmiert wurden? Denn anders als der Player selbst, leben diese Beiträge ja weiter. Sie können ohne Player nur nicht mehr angesehen und genutzt werden. Wie bei jedem anderen Medium ist auch beim Flash Player also nicht das Ende des Mediums das Problem, sondern das Mitreißen der Inhalte in seinen Tod.

 

Vor diesem Hintergrund ist es unverständlich, warum Adobe zuvor keinen Converter für die mit Flash programmierten Inhalte oder einen Flash Player, der keine Sicherheitsupdates benötigt, zur Verfügung gestellt hat. Denn so greift Adobe Inc. massiv in die Eigentumsrechte der Schöpfer unzähliger flashbasierter Beiträge ein. Natürlich kann man argumentieren, dass man die Beiträge mit HTML5 einfach nochmals programmieren könnte. Aber dafür fehlt den meisten erstens schlichtweg das Geld und die Zeit. Und zweitens würden die meisten wohl auch dann nicht die kreativen Beiträge einfach wiederholen. Denn diese Beiträge sind meistens Ausdruck einer gewissen Zeit und Umgebung - und insofern auch historische Dokumente. Wer aber würde von einem Autor erwarten, dass er nach etlichen Jahren nochmal dasselbe Buch nur auf anderes Papier schreibt?

Natürlich ist Adobe Inc. nicht das einzige Digitalunternehmen, das seine monopolartige Stellung ausnutzt und auf diese Weise verfährt. Im Gegenteil. Sowohl als Produzent von Inhalten als auch als Rezipient hat man sich innerhalb der virtuellen Welt bereits daran gewöhnt, dass nichts von Dauer ist, dass man Apps, die man bereits gekauft hat, nicht mehr öffnen kann, dass man als MacherIn kreativer Inhalte im Netz pausenlos gegängelt wird, Inhalte neu programmieren und im Sinne der Digitalwirtschaft aufzupumpen.

Aber ist es deshalb richtig und gut, weil man sich daran bereits gewöhnt hat? Wäre es nicht richtiger, Softwarehersteller zu offenen Standards und gegen geplante Obsoleszenz durch Software zu verpflichten?

Zum Glück gibt es im Internet neben den fast ausschließlich kommerziell orientierten großen Unternehmen auch immer noch kleinere Non-Profit-Organisationen, die sich gegen die geplante Obsoleszenz durch Software stützen. Eine davon ist das "Internet Archiv" (archive.org). Das Archiv wurde bereits 1996 gegründet, um digitale Beiträge zu sammeln und in einer digitalen Bibliothek für Wissenschaftler und alle andere Interessierten zu erhalten. Hier können mit Hilfe des Emulators Ruffle weiter viele Flash-Inhalte auch ohne Flash Player angesehen werden: https://archive.org/details/softwarelibrary_flash

Der Flash Player ist tot, lang lebe Flash!