Mobile Lernspiele selbst gemacht. Werkzeuge, Tipps und Ideen

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Dieser Artikel erklärt, mit welchen Tools eigene mobile Spiele umgesetzt werden können. Es wird aufgezeigt, wie eigene QR-Codes, GPS-Missionen und Augmented Reality-Projekte umgesetzt werden können.

QR-Code-Rallyes

DIY (do it yourself), also ohne Zuhilfenahme eines Game-Design-Editors, lassen sich QR-Code-Rallyes umsetzen. Diese inzwischen – vor allem in der Werbung – immer häufiger sichtbaren Barcodes lassen sich vortrefflich Indoor einsetzen, wenn einem GPS mangels Signal in geschlossenen Räumen nicht mehr weiterhilft. Doch auch Outdoor sind sie hervorragender Mittler zwischen physischer und digitaler Welt: Mit der Kamera des Smartphone und einer App, die QR-Codes entschlüsseln kann („Reader“) , wird aus der schwarz-weißen Pixelwüste eine Information, die weiterverarbeitet werden kann, wie zum Beispiel eine Kontakt-Adresse, ein kurzer Text, ein Weblink.

QR-Games lassen sich auf zwei Wegen selbst umsetzen. Entweder werden die Codes lokal genutzt, also zum Beispiel Text-Aufgaben ausgearbeitet, mittels eines kostenlosen QR-Generators in QR-Codes gewandelt und so angebracht. Der Rest passiert dann auf einem Laufzettel, der die nächsten Schritte beschreibt, Lösungen aufnimmt und Hinweise zur nächsten Station gibt, ggf. mit der letzten herauszufindenden InformatiQR-Code von wir-machen-kinderseiten.deon verschlüsselt, z.B. „Gehen Sie XX Meter geradeaus! XX = Antwort aus dem letzten QR-Code.

Oder aber es werden mittels QR-Code Weblinks verschlüsselt, die auf Internetseiten verweisen. So kann man die Präsenz der Einrichtung bekannter machen und dort und anderswo im Netz Aufgaben recherchieren lassen, Fragen und andere Informationen (z.B. kurze Videos) hinterlegen und die Interaktion erhöhen. Es könnten auch die Fragen direkt auf der Homepage, z.B. mittels Kontaktformular oder speziell veröffentlichtem Formular auf der eigenen Seite eingebunden werden.

Augmented Reality

Augmented Reality (AR) erweitert unsere Realität, in dem es über den Live-Videobildschirm des Smartphones eine zusätzliche Ebene legt. Der berühmteste Vertreter macht dies mit der Berliner Mauer. Wer vor Ort am Verlauf der ehemaligen Berliner Mauer steht, bekommt auf dem Smartphone über das reale Bild die Mauer, wie sie damals aussah an exakt diesem Ort eingeblendet. Dies gibt einen zusätzlichen physischen Eindruck der Gegebenheiten – auch die Bundeszentrale für politische Bildung nutzt diese Technik zum vermitteln medialer Inhalte.

Die Objekte, die eingeblendet werden, können natürlich auch andere als historische sein – so z.B. Spielfiguren, die vor Ort eingeblendet werden und sich zur Interaktion anbieten. Dies macht z.B. tripventure – ein Autorensystem, das es zulässt, mobile augmented-reality Games umzusetzen, die ganz im Stile der alten Adventure-Games funktionieren. Sogenannte NPCs, Non-player-characters, warten an verschiedenen Orten, die über eine Karte angezeigt werden. Vor Ort angekommen, kann das Tablet oder Smartphone-Display nach oben geschwenkt werden, in der Ferne sieht man über dem Videobild der Umgebung eine virtuelle Spielfigur, die, je näher man kommt, größer und deutlicher wird. In ausreichender Nähe angelangt, kann diese angesprochen werden. So werden im Spiel Informationen gesammelt. Mit Agenten, Informanten, Grenzpförtnern u.v.m. kann interagiert und Aufgaben durch Dialoge und richtige Antworten gelöst werden. So kann das Spiel sich variabel entwickeln und der Spieler auch immer wieder Einfluss auf den weiteren Verlauf nehmen. Um ein Spiel dieser Dimension und vor allem – im Gegensatz zu den bislang vorgestellten Methoden – narrativen Spieltiefe zu erstellen, braucht man deutlich mehr Ressourcen. Die Spielfiguren werden vor einem Bluescreen (eine Methode aus dem Film, um Schauspieler vom Hintergrund freizustellen, wie es z.B. täglich beim Nachrichtensprecher eingesetzt wird) gedreht und ggf. verfremdet, die Story muss gut ausgearbeitet werden, Dialoge geschrieben, die Spiellogik immer wieder überprüft werden und durch intelligentes Game-Design die Story so geschrieben werden, das der Spieler das Gefühl von Freiheit in seinen Handlungen hat, ohne dass die Möglichkeiten so komplex werden, dass der Game-Designer den Überblick verliert. Weiter müssen auch finanzielle Ressourcen geplant werden. Das Spiel finanziert sich entweder durch Lizenzkosten oder durch hohen Absatz des Spiels, so man es dann kostenpflichtig anbietet.

App Inventor

Screenshot vom MIT App InventorDer ursprünglich von Google selbst entwickelte „App-Baukasten“ für Android wurde vom MIT für die Bildungsarbeit weiterentwickelt und ist vor kurzem in der Version 2.0 erschienen. Damit ist es jedem ohne Programmierkentnisse möglich, eigene Apps für Android zu entwickeln.

Wie so etwas aussehen kann, macht Steffen Griesinger von medien+bildung.com mit dem Projekt kaiserdom-app vor.  Heute heißt das Projekt placity und setzt auf einer eigenen Entwicklung auf. Der grafische Editor wird im Browser aufgerufen und ist damit unabhängig vom Betriebssystem zu bedienen. Mit dem Autorensystem lassen sich aber nicht nur mobile Spiele umsetzen, sondern auch Apps für andere Zusammenhänge. Im Wysiwyg (What you see is what you get) Modus wird die Programmierung einer App deutlich niederschwelliger. Die mit dem App Inventor erstellten Apps können so lizensiert werden, wie es der Autor für richtig hält. Es gibt keine Vorgaben seitens der Plattform.

Noch sind einige Funktionen beim App Inventor wünschenswert, doch zeigt er schon jetzt einen guten Weg auf, zur eigenen App zu kommen – natürlich in diesem Fall auch nicht in Zukunft systemübergreifend. Und das wird eine der großen Herausforderungen bleiben: mobile Spiele zu entwickeln, die keinen ausschließen, in dem sie eines der großen Systeme (Android, iOS und zunehmend auch Windows Phone) ausschließen.

Aris Games

Der Editor wurde von vor Jahren im us-amerikanischen Universitätsumfeld entwickelt. Aris Games ist weltweit bekannt geworden, weil er zur Zeit der einzige Open Source Editor ist, der eine rund-um-sorglos Entwicklungsumgebung bereitstellt. D.h. im Browser kann jeder mit einem Login Spiele entwickeln und anschließend mit einem Apple Smartphone oder Tablet spielen. Wer sich mit seinen Zugangdaten in der App einloggt, kann seine selbst entwickelten Spiele testen oder auch anderen öffentlich zur Verfügung stellen. Die Möglichkeiten von Aris Games gehen weit über die vieler anderer proprietärer Anbieter hinaus:

  1. Einfügen von Protagonisten mit der Möglichkeit Dialoge zu texten, um die handelnden Personen zum Sprechen zu bringen. So kann zum Beispiel ein Polizist zu einer bestimmten Zeit oder an einem bestimmten Ort im Spiel auftauchen und die Spielenden in ein Gespräch verwickeln, in dessen Verlauf weitere Informationen preisgegeben werden.
  2. Der Verlauf der Geschichte muss nicht chronologisch sein, sondern kann an Bedingungen geknüpft werden. Zum Beispiel, erst wenn die Spielenden mehr als 50 Punkte erreicht haben, wird ein Ort angezeigt.
  3. Eine Medienverwaltung hilft, alle benötigten Bilder und Videos an einem Ort zu verwalten
  4. Sogenannte Scenes helfen, die Geschichte zu strukturieren und in einzelne Szenen aufzuteilen
  5. Quests können angelegt werden, um die Spielenden in Aktivität zu versetzen. Erst, wenn eine definierte Aufgabe gelöst ist, wird zum Beispiel ein Gegenstand freigeschaltet, der für das weitere Spiel erforderlich ist.
  6. In einem Inventar können virtuell gefundene Gegenstände abgelegt und miteinander kombiniert werden.

Aris Games verfügt mit seinen Funktionen über einen Spiele-Editor, mit dem nicht nur Geschichten erzählt, sondern auch erlebt werden können.

Da der Editor unter einer sogenannten Copyleft-Lizenz veröffentlicht ist, stehen auch alle Spiele/Geschichten, die mit Aris Games erstellt wurden der Community zur Weiterentwicklung zur Verfügung. Bei den meisten anderen Plattformen ist es nicht möglich, das Spiel unter einer Freien Lizenz zu veröffentlichen. Aris Games kann deshalb auch auf einem eigenen Server installiert und betrieben werden.

Das einzige Manko ist die noch fehlende Android App. Es wird aber eine Frage der Zeit sein, bis die Community auch das entwickeln wird.

 

Autor: Guido Brombach für pb21.de. Der Artikel ist eine Überarbeitung des Artikels.

Lizenz: Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz

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