Seitenstark-Chat schließt - Ist das der Anfang vom Ende der Kinderseitenlandschaft?
Seitenstark-Chat schließt - Ist das der Anfang vom Ende der Kinderseitenlandschaft?
Blogbeitrag vom
Nun ist es also so weit: Der Seitenstark-Chat hat nach 13 Jahren geschlossen.
Es kam nicht plötzlich und überrascht hat es mich auch nicht, aber trotzdem trifft es mich sehr und macht traurig. Ein Stück Kinderseiten-Geschichte geht zu Ende, weil die Finanzierung fehlt. Dass dem Seitenstark-Chat der finanzielle Rückhalt wegbricht, ist eigentlich nichts Neues. Es wurde in den letzten Jahren fast zur Routine, aber bisher hatte sich immer eine rettende Hand gefunden. Jetzt ist das nicht der Fall. Deswegen habe ich nun auf seitenstark.de und HanisauLand.de, zwei Kinderseiten für die ich als Freiberuflerin arbeite, das medienpädagogische Webangebot löschen müssen.
In letzter Zeit muss ich häufiger Linktipps bzw. Profile der Kinderseiten von Seitenstark überarbeiten. Leider bedeutet das in diesen Fällen nichts Gutes. Denn meistens werden die Angebote kleiner, da interaktive und partizipative Elemente der Kinderseite geschlossen werden müssen, wie zum Beispiel das Forum von Mobbing - Schluss damit! oder die Möglichkeit eigene Gedichte und Geschichten in der Bibliothek von Kidsville einzustellen. Nicht weil die Kindermedienmacher/innen ihre Prioritäten geändert haben und auch nicht, weil die Kinder kein Interesse mehr an den Mitmachangeboten haben, sondern weil der finanzielle Rückhalt fehlt. Die meisten Kinderseitenmachende sind mit sehr viel Engagement und Leidenschaft bei der Sache – kommerzielle Interessen spielen in der Regel eine untergeordnete Rolle. Aber auch sie wollen für ihre Arbeit nicht nur gesellschaftliche Anerkennung, sondern auch finanzielle. Von der Notwendigkeit Server, Rechnungen und Miete zu bezahlen, brauchen wir wohl nicht zu reden.
Warum ist die Finanzierung von Webangebote für Kinder so schwierig?
Wir alle sind bereit für Apps zu zahlen, kaufen Zeitschriften und Zeitungen, um uns zu informieren und auch in unser Freizeitprogramm investieren wird Geld. Aber Webangebote sollen kostenlos und (möglichst) werbefrei sein – und natürlich auch sicher und partizipativ, von hoher Qualität und multimedial aufbereitet. Das alles bieten viele (Kinder-)Seitenmacher/innen gerne an, aber ein Fulltime-Ehrenamt oder Zuschussgeschäft, wie Jane Baer-Krause es über ihr Angebot religionen-entdecken.de beschreibt, sollte es nicht sein.
Wir müssen gemeinsam überlegen, wie wir diese Diskrepanz lösen können. Wie wir den Kinderseiten, hinter denen keine Firmen, keine Institutionen oder NGOs stehen, eine Finanzierung ermöglichen können. Denn die Kinderseitenlandschaft in Deutschland ist einzigartig: groß, bunt, vielseitig und hochwertig! Eltern, Lehrkräfte, pädagogische Fachkräfte und Vertreter/innen aus Politik, Wirtschaft und Bildung sollten daran interessiert sein, dass unsere Kinder eine umfassende Medienkompetenz entwickeln. Denn diese Kinder wachsen hinein in eine digitalisierte Arbeits- und Lebenswelt. Gutes Aufwachsen mit Medien funktioniert aber nur mit guten Angeboten für Kinder im Netz! Wenn wir keine Lösung finden, ist die Schließung des Seitenstark-Chats wohl der Anfang vom Ende der Kinderseitenlandschaft.
Liebe Kinderseitenmacherinnen und liebe Kinderseitenmacher, das müssen wir verhindern. Lasst uns gemeinsam Eltern, Lehrkräfte, Politikerinnen und Politiker darauf aufmerksam machen, wie wertvoll qualitätsvolle und partizipative Webangebote für die Kinder und die Gesellschaft sind und das ein Weitermachen so nicht möglich ist!