Kinderprojekte brauchen Penetranz
Kinderprojekte brauchen Penetranz
Blogbeitrag vom
„Immer wieder nerven und zum günstigen Zeitpunkt zuschlagen“ – ein wichtiger Tipp im Workshop „Ernst genommen werden – wie sorge ich dafür, dass mein Kindermedienprojekt intern und extern richtig kommuniziert wird“ bei der 5. Kindermedienkonferenz der Bundeszentrale für politische Bildung.
Im Rahmen eines World Cafés diskutierten drei Gruppen aus Zeitungsmachern, Webseite-Betreibern, Hörfunk-Redakteuren und auch Marketingtreibenden gemeinsam mit Carola Laun über Herausforderungen und Lösungsansätze, Kindermedien mehr Gewicht zu verschaffen.
Oft stehen die größten Hürden intern an: Kinderprojekte werden belächelt und stiefmütterlich behandelt, da fühlt sich die Redakteurin der Lokalzeitung – ja, mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Frau – oft als „Kindertrulla“. Eng damit zusammen hängt die schwierige Finanzierung: Kindermedienprojekte bringen im heute wenig Geld und ob sie etwas für die Zukunft der in der Krise steckenden Verlage tun, steht in den Sternen und lässt sich schwer nachweisen.
Hinter diesen beiden Herausforderungen steckt oft ein defizitärer Blick auf Kindheit: Kinder wollen ja nur Spaß und Unterhaltung die haben doch gar kein Interesse an komplexen Zusammenhängen und verstehen das noch nicht. Sie werden nicht als Gruppe mit Bedürfnissen und eigenen kulturellen Mustern, nicht als Experten ihrer Lebenswelt und Hochinteressierte Allrounder angesehen, die gerade starten, Werte und Meinungen zu entwickeln.
Im Markt stehen Kindermedienmacher vor der Herausforderung, dass sie die Eltern und Lehrer als „Entdeckungshelfer“ für Medienangebote benötigen, dieser zweistufige Weg zu den Kindern aber mit (Streu-)Verlusten einhergeht und die Eltern teilweise mit-erzogen werden müssen.
Außerdem dreht sich das Rad immer schneller: neue Kanäle und Netzwerke, eine wachsende Vielfalt an Medienangeboten für Kinder, die scheinbare Übermacht werbetreibender Konzerne und alles einnehmender YouTube-Stars stehen den oftmals begrenzten Ressourcen gegenüber.
Doch viele dieser Widrigkeiten werden mit Herzblut und großem persönlichen Engagement überwunden. Es gilt, immer wieder für das eigene Projekt zu kämpfen und auch immer wieder die Diskussion um Ziele, Werte und Verantwortung gegenüber Kindern und Gesellschaft zu führen.
Eine große Rolle spielt hier das interne und auch das externe Netzwerk: Die Zusammenarbeit mit anderen Ressorts, gegenseitige Integration von Inhalten und das erlebbar machen kindlicher Welten. Gemeinsam können Kindermedienmacher Lobbyarbeit betreiben und sich gegenseitig unterstützen und Aufmerksamkeit verschaffen – überwiegend ergänzen sich die Angebote wunderbar und bieten Kindern Themen-Zugänge über verschiedene Kanäle, und müssen gar nicht um die Gunst der Kinder buhlen.
Interaktion und Beteiligung von Kindern sind oftmals für den Erfolg ausschlaggebend: Frageformate, Möglichkeiten für Kinder sich zu engagieren oder die Einbeziehung der Kinder als Medienmacher sorgen für eine große Nähe zur Zielgruppe, für eine Schärfung des eigenen Profils und für den Beweis, dass eben nicht nur alles Kinderkram ist.
Hier können Marketingtreibende sich viel von Kindermedienmachern abschauen, um wegzugehen vom reinen Sender-Prinzip.
Was auch dazu gehört: Mut! Mut, neue Wege zu gehen, crossmedial zu arbeiten, selbstbewusst aufzutreten und sich für auch für ungewöhnliche Partnerschaften zu öffnen.
Mut, die Frage zu beantworten: „Wie wollen wir als Verlag (Medienhaus, Unternehmen, …. als Gesellschaft) sein?“
→ Alle Infos zur KinderMedienKonferenz 2016
Dieser Blogbeitrag wurde am 20. November 2016 auf kjmk.de veröffentlicht.