Medienkompetenz

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Medienkompetenz - ein Begriff der seit Beginn der 90er Jahre enorm an Bedeutung gewonnen hat und mittlerweile in vielen Kontexten, wie z.B. Bildung, Wirtschaft oder Politik gebraucht wird. Wir leben in einer Informationsgesellschaft. Medienkompetenz hat sich zu einer Schlüsselqualifikation etabliert. Wer über Medienkompetenz verfügt, kann sich in unserer Medienwelt zurecht finden, sich aktiv einbringen und so am gesellschaftlichen und kulturellen Leben teilhaben. Der Begriff bezieht sich auf alle Medien, von Buch und Zeitung über Radio und Fernsehen bis zu Computer, Tablet oder Smartphone.

Oft wird die Bedeutung des Begriffes zu eng gefasst. Die irrtümlich verkürzte und damit eigentlich falsche Definition des Begriffs beschränkt sich auf die reine "Nutzungs"- oder "Bedien"-Kompetenz von Medien, etwa die Fähigkeit eine Maus zu bedienen, mit einem Browser umzugehen oder Fotos auf den Computer zu übertragen. Solche technischen Fertigkeiten bilden aber nur einen Teil von Medienkompetenz.

Medienkompetenz umfasst mehrere Dimensionen. Je nach Autor/in werden dabei verschiedene Ausdifferenzierungen vorgenommen und unterschiedliche Begrifflichkeiten geprägt. Allen gemein ist die Annahme, dass Medienkompetenz eine umfassende Kompetenz mit mehreren Teilkompetenzen bzw. -dimensionen ist und nicht auf die technischen Fertigkeiten reduziert werden darf.

Dieter Baacke zählt vier Dimensionen zu den Teilelementen der Medienkompetenz:

Medienkritik - der kritische Umgang mit Medien und Medieninhalten.
Die Medienkritik hat drei Unterdimensionen: 1. problematische gesellschaftliche Prozesse, wie z.B. Medienkonzentration oder die Datenschutzproblematik, sollen erfasst werden können (analytische Medienkritik); 2. das analytische Wissen soll auf sich bezogen und angewandt werden können (reflexive Medienkritik); 3. soziale Konsequenzen der Medienentwicklung und des eigenen Handelns sollen berücksichtigt werden (ethische Medienkritik).

Medienkunde - das Wissen über die Medien und Mediensysteme.
Die Medienkunde hat zwei Unterdimensionen: die informative Medienkunde meint das klassische Wissen über die Medien; die  instrumentell-qualifikatorische Medienkunde meint die Fähigkeit, neue Medien bedienen zu können.

Mediennutzung - Medien nutzen können: Medien rezeptiv anwenden können ("Programm-Nutzungskompetenz") und die Fähigkeit, interaktive Angebote zu nutzen.

Mediengestaltung - die Fähigkeit, Medien zu gestalten, innovativ zu verändern, zu entwickeln oder  kreativ ästhetisch einzusetzen.

Medienkompetenz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die nicht nur medienpädagogische Anliegen, sondern auch kulturell-ästhetische, politische, wirtschaftliche, technische und soziale Aspekte mit einbezieht und einbeziehen muss. Zudem macht es die Dynamik der Mediengesellschaft mit all ihren Problemen, Innovationen und Konsequenzen notwendig, die Definition von Medienkompetenz in einem steten Diskurs zu aktualisieren und weiterzuentwickeln.

(Quellenhinweis: vgl. Dieter Baacke: Medienkompetenz, Tübingen 1997; sowie http://de.wikipedia.org/wiki/Medienkompetenz)

 

Medienkompetenz setzt Eigenaktivität voraus

Medienkompetenz entsteht durch Handeln, durch aktive Teilhabe. Medienkompetenz ist eine Handlungskompetenz. Kinder können Zusammenhänge verstehen und zu selbstbestimmten Nutzerinnen und Nutzern der Medien werden. Erst durch die eigene aktive Nutzung von Medien entstehen Kompetenzen, entsteht Kritikfähigkeit, reflexive und kritische Nutzung. Wer die Chance erhält, sich mit Medien selbst auseinanderzusetzen, lernt nicht nur etwas über die Medien, sondern auch über sich selbst. So werden selbstbestimmtes und autonomes Handeln möglich. Damit ist Medienkompetenz auch die Befähigung von Kindern, eigenaktiv, selbstbestimmt und sicher im Internet unterwegs zu sein.
 

Medienkompetenz im Kontext von Kindern und Internet

Auch Medienkompetenz im Kontext von Kindern und Internet ist komplex und vielfältig. Es ist beispielsweise nicht damit getan, einen Browser bedienen zu können. Ein Kind muss Regeln kennen, um sich sicher im Web zu bewegen, um respektvoll zu kommunizieren, um sich vor Gefahren zu schützen. Es muss die Zusammenhänge verstehen sowie entsprechende Möglichkeiten haben, um sich aktiv einzubringen. Es muss zwischen Werbung und Inhalt unterscheiden können und Abzocke durchschauen, um auf diese Tricks nicht hineinzufallen. Die Teilkompetenzen, die in ihrer Gesamtheit die Medienkompetenz von Kindern im Internet ausmachen, sind vielschichtig und ändern sich im Zuge der Weiterentwicklung des Webs und seinen Angeboten. Welches Kind hätte vor zehn Jahren wissen müssen, was ein soziales Netzwerk ist und wie man sich verhält, um darin sicher zu kommunizieren?
 

Medienkompetenz - Welche Kompetenzen brauchen Kinder im Netz?

Beispiele zum Stichwort "Medienkritik"

  • Stimmt das alles, was im Internet steht? Was passiert mit meinen Daten? Was tue ich bzw. an wen wende ich mich, wenn ich merkwürdige Dinge im Netz finde oder in Kostenfallen gerate?
  • Eine kritische Distanz halten: kommerzielle Interessen erkennen können.
  • Verantwortung übernehmen können und eigenes Handeln reflektieren: sich für Beleidigungen entschuldigen oder gegen Cybermobbing einstehen.

Beispiele zum Stichwort "Medienkunde"

  • Das Internet kennen und nutzen können: mit einem Browser umgehen.
  • Sich im Web orientieren und bewegen können: verstehen, was eine Hypertextstruktur ist und wie man darin navigiert.
  • Wie finde ich die Informationen, die ich suche?
  • Was ist das Internet? Wie sehen die technischen Zusammenhänge aus?

Beispiele zum Stichwort "Mediennutzung"

  • Sich an digitalen Kommunikationsformen beteiligen können: chatten oder einen Kommentar verfassen
  • Wie kommuniziere ich mit anderen und wie verhalte ich mich fair in interaktiven Angeboten? Was mache ich, wenn ich gemobbt werde?
  • Kinder müssen lernen was es bedeutet, sich sicher im Internet zu verhalten: Welche Daten von mir darf ich preis geben, was mache ich, wenn ich auf problematische Seiten gelange?

Beispiele zum Stichwort "Mediengestaltung"

  • Selbst kreativ im Web sein: einen Beitrag verfassen und online stellen.
  • Wie und wo kann ich kreativ sein im Netz? Wie bearbeite ich ein Foto und wie und wo kann und darf ich es online stellen? Was sagen andere Kinder zu meinen Geschichten, die ich selbst verfasst habe? Wie wird meine Homepage aussehen?

 

Medienkompetenz und Kinderinternetseiten der AG Seitenstark

Die Dimensionen der Medienkompetenz sind vielfältig. Vielfältig wie das Angebot der Kinderinternetseiten, die auf unterschiedliche Art und Weise mal mehr und mal weniger offensichtlich zur Medienkompetenzvermittlung beitragen.

Einerseits müssen Kinderseitenmacher/innen über Medienkompetenz verfügen, um eine Seite anbieten zu können ("wie installiere ich eine Seite, wie bearbeite ich Bilder, wie binde ich Multimedia ein, welche Videos sind geeignet"). Andererseits sind Kinderseiten ein Medium mit dem Kinder ihre ersten Schritte im Web machen und über die sie Medienkompetenz erwerben können. Kinderseiten können Medienkompetenz vermitteln - geplant und bewusst oder auch ungeplant - je nach Angebot.

Das Internet-ABC beispielsweise erklärt Kindern das Netz, informiert über Chancen und Risiken, mit denen junge Nutzer/innen konfrontiert werden können. Im Hanisauland-Lexikon erfahren Kinder, dass sie über gezieltes Nachfragen Informationen erhalten. Kidsville gewährt Kindern einen kreativen Austausch über eigene, selbst veröffentlichte Werke. Genaues Hinhören und Zuhören schulen Auditorix oder der Trompetengeist Trompi. Sowieso, Bären-Blatt oder News4kids leisten mit für Kinder verständlich geschriebenen Nachrichten einen Beitrag zum Verständnis der Welt. Suchen, Finden und Navigieren ermöglicht die Blinde-Kuh. Die Foto-Community Knipsclub oder die Video-Plattform Juki stellen Community-Räume für Bild- und Video-Inhalte, in denen die Kinder sich bedenkenlos ausprobieren können.

Die Möglichkeiten zur Vermittlung von Medienkompetenz über Kinderseiten sind vielfältig und die genannten Beispiele stehen stellvertretend für viele Kinderseiten mit Vermittlungsanspruch.

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